Jason Sophie Hinz ist Kreisvorsitzende der Jusos im Herzogtum Lauenburg und seit Juli außerdem stellvertretende Vorsitzende der Jusos Schleswig-Holstein. Neben dem politischen Engagement wird sie ab Sommersemester Hebammenwissenschaften an der Uni Lübeck studieren.
Wie bist Du in die Position gekommen, in der Du heute bist?
Ich habe angefangen, mich politisch zu engagieren zur Bundestagswahl 2017. Zwar war ich schon vorher auf antifaschistischen Demonstrationen und zum Beispiel am 1. Mai bei SPD-Veranstaltungen, aber so wirklich engagiert habe ich mich erst ab der Mitgliedschaft. Ich wurde ganz am Anfang bei den Jusos im Herzogtum Lauenburg aufgenommen und war da einfach auf allen Veranstaltungen. Irgendwann wurde ich gefragt, ob ich nicht auch Lust hätte, mich im Vorstand zu engagieren. Das habe ich auch, bis dann durch die Unterstützung von Freundinnen und Freunde der Entschluss kam, auch für den stellvertretenden Landesvorsitz der Jusos Schleswig-Holstein zu kandidieren. Das ist beim ersten Mal auch knapp gescheitert, aber ich wollte mich dennoch weiter engagieren und hab es bei einer Ordentlichen Landeskonferenz, unser Gremium, dafür nochmal versucht und am Ende geschafft.
Wann warst Du zuletzt die einzige Frau in der Runde?
Ich bin erst seit einem halben Jahr als weiblich geoutet. Damit ist das schwer zu beantworten. Seit meinem Outing war ich mal in einer Projektgruppe für eine Sitzung die einzige. Aber wirklich alleine kam ich mir bisher nicht vor. Gerade seitdem ich stellvertretende Landesvorsitzende bin.
Gibt es Sprüche, die Du nicht mehr hören kannst, weil sie voller Klischees sind?
Da gibt es ein ganzes Buch von. Gerade als Transperson wird man ständig stigmatisiert, ein kleines Beispiel: Hattest du Operationen? Du willst doch nur von den Frauen gemocht werden! Welches Geschlechtsteil hast du eigentlich? Das ist doch nur ‘ne Phase. Du willst doch nur Mitleid.
Das sind so Sachen, die ich mir seit meinem Outing schon öfters anhören musste.
Vor welchen Herausforderungen stehen queere Menschen heutzutage immer noch?
Queer zu sein bedeutet zu hoffen, dass man ein Umfeld hat, das es akzeptiert. Mein Outing fand überwiegend über Social-Media statt und danach bei meiner Mutter, meinem Bruder und meinem Opa persönlich. Ich hatte solche Angst vor Ablehnung, weil es zahlreiche Fälle gibt, bei denen eben nicht so drauf reagieren, wie man es sich persönlich vielleicht wünscht. Gerade als Transperson hat man es da besonders schwer. Für viele Menschen ist es nicht verständlich, dass ich mich trotz einem männlichen Körper weiblich fühle und die Sehnsucht nach mehr Weiblichkeit in einem selbst da ist. Ich habe einen männlichen und weiblichen Vornamen und habe noch keine Personenstandsänderung. Heißt: Mein Geschlecht ist in den Papieren nicht geändert. Das könnte zum Beispiel für unangenehme Momente sorgen, wenn ich mich für einen Job bewerbe. Dafür muss ich zum Beispiel einen sogenannten Alltagstest machen und mich über einen langen Zeitraum komplett weiblich verhalten. Aber wer legt fest was eigentlich weiblich ist? Um Hormontherapien wahrnehmen zu können und oder operiert werden zu können, braucht man ein Gutachten. Auch die Personenstandsänderung funktioniert mit diesem Gutachten leichter. Aber gerade in Ämtern sitzen oftmals Menschen die eher trans- und queerfeindliche Ansichten haben und diese Gutachten falsch werten.
Was sollte getan werden, damit queere Menschen präsenter werden?
Queere Menschen müssen auch in Medien stattfinden. Nicht jedes Paar in einer Serie, in der Werbung, in einem Buch muss immer unbedingt heterosexuell sein - auch Transpersonen sollten mehr stattfinden. Dazu finde ich es auch wichtig, wenn queerfeindliche Äußerungen stattfinden, dass man nicht leise ist, sondern den Personen hilft. Nur so entsteht wirkliche Akzeptanz in der Gesellschaft. Wegschauen ist keine Lösung, sondern Solidarität ist das Gebot.
Was würdest Du jungen Frauen mit auf den Weg gehen?
Bringt euch ein, seid laut, wenn ihr das Gefühl habt euch geschieht unrecht, gerade aufgrund eures Geschlechtes und solidarisiert euch mit anderen. Politik ist kein reines Männerding mehr. Es gibt mittlerweile mehr Frauen in Parteien, aber es sind immer noch zu wenige und gerade, wenn man sich zusammenschließt, kann man viel erreichen.
Welche Frau ist Dein Vorbild, Deine Inspiration?
Ich kann sogar zwei Frauen nennen. Einmal Aminata Touré von den Grünen. Sie ist Vizepräsidentin im Schleswig-Holsteinischen Landtag und hat es als junge Frau soweit geschafft und ich finde ihre Arbeit und das Engagement gerade zu Themen wie Queerpolitik, Migration und so weiter unfassbar wichtig und bemerkenswert.
Als zweite würde ich Delara Burkhardt nehmen. Sie ist Europaabgeordnete und bei uns in der SPD, sowie bei den Jusos. Ich finde ziemlich cool wie sie das alles wuppt. Gerade im Europaparlament ist der Altersdurchschnitt sehr hoch und es ist toll, wenn ich da mehr junge Frauen sehe, und sie ist mit Abstand die coolste und macht dazu noch echt tolle Aufklärungsarbeit über ihre Social-Media-Kanäle zu Dingen, die so im EU-Parlament passieren.