Auf 30 Quadratmetern hat die “MachBar” in Ratzeburg angefangen; seit 2021 bietet die Gollan Werft in Lübeck 200 Quadratmeter Platz für kreative Workshops und Firmenevents - und sogar Junggesellinnenabschiede kann man hier feiern. Daniela Frackmann ist die Chefin der “MachBar”: 2018 hat sie den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Sie selbst beschreibt sich als “kreatives Kind der 80er vom Niederrhein”, hat Kommunikationswissenschaften studiert und ist Mutter von zwei Söhnen. Im Interview spricht sie über ihre Erfahrungen als Gründerin eines Kreativ-Start-Ups.
Wieso haben Sie die „MachBar“ gegründet?
Die „MachBar“ ist aus meinem eigenen Wunsch heraus entstanden, einen Ort für Kreativität zu schaffen. Ich habe selbst sehr häufig genäht und gewerkelt, aber niemand hatte in Ratzeburg so viel Platz, dass man sich dafür mal in einer größeren Gruppe treffen konnte. Nach einigem Abwägen habe ich mich dann dazu entschlossen, diesen Traum selbst zu verwirklichen. Ich habe also einen Business-Plan geschrieben, 2018 sind wir klein auf 30 Quadratmetern in Ratzeburg gestartet. Die Resonanz war aber vom ersten Tag an so groß, dass da schon klar war, dass das zu klein ist. Ende 2021 kam dann der große Schritt nach Lübeck in die Gollan Werft. Das ist jetzt die Größe, die man braucht, um auch Firmenevents veranstalten zu können. Eine Zweigstelle gibt es außerdem in Bad Oldesloe. In Ratzeburg taucht die „MachBar“ in Kooperation mit der Stadt immer wieder für kleine Pop-Up-Events auf.
Wann waren Sie zuletzt die einzige Frau in der Runde?
Die Gollan Werft ist aktuell noch eine ziemliche Männerdomäne – hier die Kaffeerösterei, dort die Oldtimer-Halle… Aber wir sind uns alle ähnlich und bauen was Tolles auf, verstehen uns sehr gut, ergänzen uns und arbeiten toll zusammen. Ansonsten begegnen mir im Bankensektor bei der Finanzierungsanfrage gerade mehr Männer als Frauen, die in Entscheidungspositionen sind, ob sie einer Firma Geld geben oder nicht.
Gibt es Sprüche, die Sie nicht mehr hören können, weil sie voller Klischees sind?
Wenn ich von meinem Unternehmen erzähle, gibt es eher von Männern belächelnde Reaktionen nach dem Motto: „Das ist ja nur Basteln.“ Aber das ist zu kurz gegriffen. Es ist immer eine große Aufgabe, ein Unternehmen aufzubauen – egal, was der Inhalt ist. Es sieht im ersten Moment so aus, als würde ich mich mit meinem Hobby selbstständig machen. Aber das, was ich seit der Gründung am wenigsten mache, ist, selbst kreativ zu sein.
Vor welchen Herausforderungen stehen Gründerinnen heutzutage immer noch?
Man muss aufpassen, dass man einerseits ernstgenommen wird und sich andererseits nicht völlig für den Job aufgibt. An dem Spruch, Selbstständige arbeiten „selbst und ständig“, ist durchaus etwas dran. Außerdem sehe ich Strukturschwierigkeiten für Gründerinnen: Das Land Schleswig-Holstein unterstützt Start-Ups durchaus, aber vor allem aus den Bereichen Wissenschaft, Lebensmittel und IT. Die Kreativbranche steht da ziemlich hinten an.
Was sollte getan werden, um Frauen, die gründen möchten, noch besser zu unterstützen?
Ich würde mir mehr und passgenauere Beratungsangebote wünschen, zum Beispiel für Frauen, die eben nicht gerade ihr Studium abgeschlossen haben, sondern schon mitten im Leben stehen und vielleicht auch schon Mutter geworden sind und vielleicht nebenberuflich gründen möchten. Wichtig wäre auch, dass diese Programme dann gefördert sind. Ich musste immer selbst investieren, wenn ich eine Beratung in Anspruch genommen habe. Das kann sich auch nicht jede leisten. Und ganz allgemein: Es muss mehr Vorbilder für Gründerinnen geben. Die Frauen, die erfolgreich ein Unternehmen aufgebaut haben, müssen sichtbarer werden.
Was würden Sie jungen Frauen mit auf den Weg geben?
Bleibt in eurer Planung realistisch, schreibt eure Idee genau auf. Wenn man sich dann konkret an einen Business-Plan macht, merkt man sofort, wo noch Schwächen sind. Tauscht euch mit Freunden, aber auch auf Social Media oder bei Netzwerktreffen aus. Habt den Mut, Leute anzusprechen – nicht erst, wenn das Ergebnis eigentlich schon steht, sondern schon deutlich früher in diesem Gründungsprozess. Mut und Leidenschaft wird belohnt!
Was sind ihre Ziele und Pläne für die Zukunft?
Die „MachBar“ soll sich fest am Standort Lübeck etablieren. Ich freue mich da schon sehr auf die Events im Sommer! Außerdem möchte ich meine Work-Life-Balance verbessern. Ich habe zwei Kinder. Diesen Spagat hinzukriegen, ist sehr schwer und es ist eigentlich unmöglich, allem zu 100 Prozent gerecht zu werden. Da muss man Prioritäten setzen.