Mit verschüttetem Kaffee begann Daniela Prieß‘ Geschäftsidee: Die Segebergerin ist Gründerin von “Capvarii”, einer Firma für nachhaltige Trinkaufsätze, mit denen kein wertvolles Koffein mehr verschüttet wird. Im Interview spricht über den Zwiespalt zwischen Familie und Firmengründung und warum man Scheitern immer einkalkulieren sollte, wenn man sich in die Selbstständigkeit wagt.
Wie sind Sie in die Position gekommen, in der Sie heute sind?
Eigentlich hatte ich nie den konkreten Plan, eine Firma zu gründen. Aber da war diese Idee: Ich wollte einen nachhaltigen Trinkaufsatz, mit dem Konservengläser zu To-Go-Bechern werden. Ein wenig Vorwissen hatte ich: Als Wirtschaftsfachwirtin war ich zum Beispiel in der Lage, einen Businessplan zu erstellen. Ich musste während der Gründung aber auch viel dazulernen: Eine Firma aufzubauen, bedeutet einfach viel harte Arbeit. Letztendlich war ich aber mutig genug, habe sehr viel gearbeitet und mir während der Übergangszeit zwischen festem Job und Selbstständigkeit nochmal einen Nebenjob gesucht, um weitere notwendige Investitionen realisieren zu können. Mit Fleiß und Anpackermentalität hat es schließlich geklappt. Ich bin bisher sehr zufrieden damit, wie sich Capvarii entwickelt.
Wann waren Sie zuletzt die einzige Frau in der Runde?
Genau weiß ich das nicht mehr. Aber ich habe bisher fast immer in männerdominierten Unternehmen, kaufmännisch gearbeitet: In Bau- und Handwerksunternehmen oder auch aus Interesse in der Security. Ich habe gelernt, mich zu behaupten und widerstandsfähig zu sein.
Gibt es Sprüche, die Sie nicht mehr hören können, weil sie voller Klischees sind?
Der Spruch “Du hast es dir doch selbst ausgesucht” trifft mich inzwischen echt hart. Der kommt gern von Leuten, wenn man darüber spricht, wie schwierig es ist, Firma und Familie unter einen Hut zu bringen. Ich war immer Vollblutmama, war im Elternbeirat und habe bei jedem Schul-Weihnachtsmarkt mitgeholfen. Jetzt sind die Kinder 13 und 17 Jahre alt, sodass ich nochmal einen Schritt für mich wagen wollte. Aber auch da gibt es Tiefpunkte, und die darf man auch benennen. Und auch wenn die Kinder jetzt etwas älter sind, brauchen sie ihre Mama trotzdem.
Vor welchen Herausforderungen stehen Gründerinnen heutzutage immer noch?
Wenn man eine Firma gründen möchte, ist es einfach schwerer, für andere, also für Freunde und Familie, präsent zu sein. Das bekommt man schon zu spüren. Und man wird in finanziellen und technischen Fragen manchmal nicht für voll genommen.
Was sollte getan werden, damit Frauen in der Start-Up-Szene präsenter werden?
Ich finde, es muss ein gesamtgesellschaftliches Umdenken stattfinden. Es spielt für unsere Kompetenz keine Rolle, ob man ein Mann oder eine Frau ist.
Was würden Sie jungen Frauen mit auf den Weg geben?
Seid selbstbewusst und erinnert euch immer wieder daran, dass wir gleichwertig sind. Lasst euch nicht von Sexismus und Mansplaining verunsichern. Traut euch, zu fragen, wenn ihr etwas nicht wisst - ich bin mit Fragen richtig weit gekommen. Man muss eben erkennen, wann man Hilfe braucht und sie dann auch annehmen. Das müssen auch Männer! Bei einer Firmengründung sollte man auch ein Scheitern einkalkulieren. Es sind in den vergangenen zwei Jahren so viele Dinge passiert, die niemand vorhersehen könnte - Corona oder der Krieg in der Ukraine.
Wer ist Ihr Vorbild, Ihre Inspiration?
Es sind weniger konkrete Personen, sondern eher Charaktereigenschaften, die ich schätze. Dazu gehört lösungsorientiertes Denken - und einfach anpacken können, gepaart mit Herzlichkeit.
Was sind Ihre Wünsche und Pläne für die Zukunft?
Ich wünsche mir natürlich, dass es meinen Liebsten gut geht. Außerdem wünsche ich mir Frieden und eine stabile Wirtschaftslage, denn die ist ja im Moment ziemlich katastrophal. Seid nett zueinander!