Lübeck ohne die Musik- und Kongresshalle, kurz MuK, ist besonders für Kulturliebhaber unvorstellbar - und die MuK wäre nicht dasselbe ohne Geschäftsführerin Ilona Jarabek. Die gebürtige Bonnerin hat eigentlich ihr gesamtes Berufsleben in dem Lübecker Veranstaltungshaus verbracht. Sie ist zudem die erste Frau an der Spitze des Europäischen Verbandes der Veranstaltungs-Centren.
Wie sind Sie in die Position gekommen, in der Sie heute sind?
Die Musik- und Kongresshalle Lübeck (MuK) hat mich seit ihrem Bau fasziniert. Die Eröffnung des Hauses konnte ich als Gast erleben. Als Praktikantin habe ich im Sommer 1995 erste Einblicke auch hinter die Kulissen erhalten, bin dann Projektleiterin und schließlich 2007 Geschäftsführerin geworden. Die Geschäftsführung sollte zunächst nur kommissarisch sein, da die MUK privatisiert werden sollte. Es ist nicht dazu gekommen. Wir konnten mit einem harten Konsolidierungsfahrplan die MuK in städtischer Hand halten.
Wann waren Sie zuletzt die einzige Frau in der Runde?
In der Runde unseres Bürgermeisters Jan Lindenau und den Geschäftsführer:innen der städtischen Gesellschaften, da bin ich die einzige Frau - auch in meinem Präsidium des Verbandes, dem ich ehrenamtlich vorstehe. Ansonsten sind die Runden mittlerweile durchmischt. In meinem Team haben wir von jeher einen hohen Frauenanteil.
Welche Herausforderungen sehen Sie heute immer noch für Frauen auf dem Weg nach oben?
Frauen haben häufig nicht so gute Netzwerke wie Männer. Weiterhin sind unsere Rahmenbedingungen häufig nicht günstig. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist immer noch eine Herausforderung, die meist an den Frauen hängen bleibt. Zudem schätzen sich Frauen meist schlechter ein beziehungsweise glauben häufig, nicht gut genug zu sein. Hier fehlt es meist an geeigneten Mentor:innen, die Frauen entsprechend ermutigen und sichtbar machen.
Was sollte getan werden, damit Frauen in der Wirtschaft und in der Kultur präsenter sind?
Ich war lange gegen eine Frauenquote, meine aber nun, dass es doch hilfreich sein kann. Ansonsten bin ich überzeugt, dass Diversität der künftige Erfolgsschlüssel sein wird. Vielfältig aufgestellte Teams sind innovativer und erfolgreicher. Hier spielt auch die Frauenförderung eine wichtige Rolle. Ich glaube, wir brauchen eine neue Arbeitskultur in den Unternehmen, weg von der Präsenzkultur und hin zu mehr Flexiblität. Dazu gehört zum Beispiel auch, Eltern- und/oder Sabbaticalzeit als produktive Entwicklungszeit für Unternehmen aufzufassen. Es gibt viele vor allem weibliche Fachkräfte, diese Potenziale gilt es zu heben.
Welche Frau war ihr Vorbild, ihre Inspiration?
Da gibt es kein alleiniges Vorbild, es gibt viele Frauen, die ich inspirierend finde. Mich beeindrucken Frauen, die mutig ihren Weg gehen, die sich leidenschaftlich für eine Sache einsetzen, Niederlagen auch als Chance sehen sowie freundlich, zugewandt und optimistisch in die Zukunft blicken. Beeindruckt hat mich zum Beispiel die Biographie von Unternehmerin Ottilie Farber-Castell. Und ich freue mich über tolle Frauen in meinem Freundeskreis, die mich in allen Lebenslagen begleitet, inspiriert und unterstützt haben.
Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Ich engagiere mich weiterhin gerne für unsere wundervolle Destination Lübeck, dazu gehört auch ein vielfältiges Kultur- und Kongressleben. Kulturelle und vor allem gemeinsame Erlebnisse sind der gesellschaftliche Klebstoff, den es braucht und Kongresse/Tagungen fördern Innovation und Netzwerke. Beides brauchen wir für eine starke und gesunde Stadtentwicklung. Wir setzen gesellschaftliche Impulse, sind also systemrelevant. Daher freue mich bald wieder auf ein vielfältiges MuK-Programm – dafür werden sich mein Team und ich mit Leidenschaft einsetzen.