Die Leserinnen und Leser der LN wählten Bettina Lange zur „Sportlerin des Jahres 2021“. Seit Jahrzehnten feiert die Triathletin aus Bargfeld-Stegen Erfolg um Erfolg. Besonders angetan hat es ihr der Part im Wasser: 2021 wurde sie Europameisterin im Aquabike und im Aquathlon. Im Interview verrät sie, was sie antreibt und was sie dafür auch aus ihrem Hauptberuf - der eine ziemliche Männerdomäne ist - gerlernt hat.
Wie sind Sie so erfolgreich im Sport geworden?
Ich hatte schon immer große Freude an Sport, Bewegung und daran, meine Grenzen auszutesten. Und ich war schon immer zielstrebig, verliere meine Ziele nicht aus den Augen.
Mit sechs Jahren habe ich angefangen zu Schwimmen. Mein großer Bruder konnte damals schon lange schwimmen, meine Mutter musste mir das dann auch unbedingt beibringen. Über den Schwimmsport bin ich dann zum Triathlon gekommen.
Hauptberuflich habe ich Bauingenieurwesen studiert und arbeite jetzt als Tiefbauingenieurin beim Bauamt der Stadtverwaltung Bargteheide.
Wann waren Sie zuletzt die einzige Frau in der Runde?
Beim Training ist das relativ ausgeglichen. Aber auf Arbeit gibt es regelmäßig Besprechungsrunden, in denen außer mir nur Männer sitzen.
Gibt es Sprüche, die Sie nicht mehr hören können, weil sie voller Klischees sind?
Zu Beginn meiner Berufslaufbahn kamen durchaus Sprüche wie: “Was machst du denn hier, jetzt nimmst du einem Mann den Job weg, du wirst doch sowieso bald schwanger.” Das ist heute aber zum Glück nicht mehr so.
Vor welchen Herausforderungen stehen Frauen heutzutage noch im Sport?
Männer bekommen häufig ganz andere Preisgelder, gerade in den populären Sportarten wie Fußball. Frauen-Fußball wird ja meistens nicht einmal im Fernsehen übertragen. Mein Eindruck ist: Je populärer die Sportart, desto größer ist diese Spaltung. Das ist wie in vielen anderen Berufen auch: Frauen werden in gleicher Position ganz häufig schlechter bezahlt.
Was sollte getan werden, damit Frauen im Sport noch präsenter werden?
Die Werbepartner müssen mehr bezahlen. Die Leistung ist die gleiche! Männer haben vielleicht andere körperliche Voraussetzungen. Aber Frauen trainieren genauso hart, haben genauso für ihr Ziel gekämpft. Also sollten sie dafür auch genauso be- und entlohnt werden.
Was würden Sie jungen Frauen mit auf den Weg geben?
Man braucht einen langen Atem und muss sein Ziel immer vor Augen haben. Um dieses Ziel zu erreichen, solltet ihr auch Familie und Freunde einbinden: Es ist eben nicht so selbstverständlich, dass Frauen diesen Weg einschlagen und eine sportliche Karriere anstreben. Also muss man seine Ziele klar kommunizieren und hartnäckig dranbleiben.
Mir persönlich war auch immer relativ egal, was andere von mir denken.
Was sind Ihre Ziele und Wünsche für die kommende Zeit?
Das oberste Ziel ist natürlich: Gesund bleiben! Ich hoffe, dass ich nicht durch Verletzungen aus dem Training gebracht werde, da würde mir allein im Alltag wirklich etwas fehlen.
Ansonsten möchte ich im Juni bei der Deutschen Meisterschaft starten und im August bei der Europameisterschaft. Es wäre natürlich schön, wenn ich da erfolgreich wäre und auf dem Treppchen stünde, aber ich habe da sowieso immer Spaß dran. Der Sport tut mir einfach gut.