Sandra Steinbock leitet den Möllner Ortsverband des THW. Für ihr Engagement wurde die 35-Jährige mit dem Frauenförderpreis des Soroptimist International Clubs Ratzeburg ausgezeichnet.
Wie sind Sie zum THW gekommen?
Ich bin mit 15 Jahren über meinen damaligen Freund zum THW gekommen. Er leistete dort seinen Zivildienst. Zu diesem Zeitpunkt sollte ich in der Schule Referat halten und kam dann auf das Thema THW. Ich recherchierte für den Vortrag und fand Gefallen daran in meiner Freizeit Menschen helfen zu können. Auch der Zusammenhalt innerhalb des THW hat mich damals schon begeistert. Den Freund gibt es inzwischen nicht mehr, aber dem THW bin ich heute noch treu verbunden. Nur von außen zugucken reicht mir eben einfach nicht.
Wann waren Sie zuletzt die einzige Frau in der Runde?
Vor einer Woche beim Online-Treffen mit unserer Jugendgruppe. Das kommt tatsächlich häufiger vor: Von insgesamt rund 30 Helferinnen und Helfern sind mit mir nur vier Frauen.
Welche Sprüche können Sie nicht mehr hören, weil sie voller Klischees sind?
Ich glaube, da hat sich schon viel verbessert. Diese Denkweise “eine Frau kann nicht mit anpacken” ist in jedem Fall überholt, solche Sprüche machen meine Kameraden nicht.
Wie prägen Frauen die Arbeit des THW?
Man kann auf jeden Fall sagen, dass sich der Frauenanteil im THW deutschlandweit in den vergangenen Jahren verbessert hat, auch wenn er immer noch recht niedrig ist. Aber: Ich sehe tatsächlich immer mehr Frauen, die sich engagieren. Für meine Position kann ich sagen, dass ich als Dienststellenleiterin keine Probleme habe, ernst genommen zu werden.
Ich persönlich habe nicht daran gedacht, dass ich Ortsbeauftragte werden könnte. Erst Gespräche mit Helfern, die sich das durchaus vorstellen konnten, bestärkten mich in dem Gedanken zur Wahl anzutreten. Wenn meine größtenteils männlichen - Kameradinnen und Kameraden ein Problem mit Frauen in einer Führungsposition gehabt hätten, hätten sie mich ja gar nicht erst gewählt.
Es macht schon einen Unterschied: Zu wissen, dass der größte Teil der Helferschaft hinter einem steht, ist ein tolles Gefühl.
Was würden Sie jungen Frauen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, mit auf den Weg geben?
Traut euch! In vielen Köpfen ist noch verankert, dass das THW oder auch die Freiwillige Feuerwehr Männerdomänen sind. Aber das stimmt nicht: Es gibt keinen Grund zu sagen, ich schaffe das nicht. Wir müssen nicht alle große Schläuche verlegen oder dicke Säcke schleppen, um einen Deich zu bauen. Es gibt auch Bereiche, in denen man sich einbringen kann, wenn man nicht groß und stark ist.
Wer ist Ihr Vorbild, Ihre Inspiration?
Es ist schwierig, da eine einzige Person zu nennen. Viel ziehe ich da aus der Familie und ich bewundere hilfsbereite, teamfähige Menschen.
Was sind Ihre Ziele und Wünsche für die Zukunft?
Für das THW wünsche ich mir neue Helferinnen und Helfer gewinnen beziehungsweise diejenigen, die schon dabei sind, halten zu können. Dieses war durch die Pandemie schwierig. Diese Bindung wieder herzustellen ist ein großes Ziel. Außerdem möchte ich den unseren Ortsverband nach vorne bringen und wünsche mir natürlich, dass alle immer heil und gesund von den Einsätzen zurückkommen. Persönlich möchte ich natürlich gesund bleiben und nicht den Blick für die vielen schönen, kleinen Dinge im Leben verlieren.